Eigentlich wollte ich in der Bibliothek nur ganz kurz auf Toilette gehen. Aber wie das immer so ist in einem Raum, einem Gebäude – ach was – jeglicher Fläche mit Büchern, musste ich einfach mal durch die Gänge schleichen und mir das Sortiment ansehen. Als ich dann „Ich fürchte mich nicht“ in den Händen hielt und das erste Kapitel las, war ich hin und weg von dem ungewöhnlichen Schreibstil. Wer die „Shatter Me“-Reihe noch nicht begonnen hat, sollte die Rezension zum zweiten Teil lieber nicht lesen, weil dezent Spoilergefahr besteht – allerdings kann ich Euch die Reihe wirklich wärmstens empfehlen. Absolutes Must-Read!
Ein paar Worte zum Inhalt
Juliette ist die Flucht gelungen und zusammen mit ihren Freunden versteckt sie sich in Omega Point, der Hochburg des Widerstands. Endlich befindet sie sich unter Gleichgesinnten und lernt mit ihren Fähigkeiten umzugehen, doch plötzlich ist Adam nicht mehr vollends immun gegen ihre Berührung und der Krieg mit dem Reestablishment rückt unaufhaltsam näher.
Meine Meinung
Ich fand den zweiten Band schwächer als den ersten, aber das lag hauptsächlich daran, dass Warner etwas auf sich warten ließ. Ja, Warner. Schon die Sequenzen im ersten Teil fand ich äußerst amüsant und Juliettes Verhalten ihm gegenüber gefiel mir so gut! Jeder, der weiß, wie sich die Wege der beiden im ersten Teil trennen, wird wissen, was ich meine. Die Dynamik fehlte und das schreibe ich ganz klar Werners Abwesenheit zu.
Auch im zweiten Teil gibt es wieder zahlreiche Konflikte, zu denen sich aufwühlende Geheimnisse gesellen. Eine Wendung hat mich sehr überrascht und ich bin gespannt, wie diese weiter ausgespielt wird. Die dystopische Welt wurde im zweiten Teil differenzierter dargestellt und man hat mehr zu den Hintergründen, der Entstehung und dem Aufbau erfahren. Nach einem für mich eher schwierigem Einstieg baute sich die Spannung kontinuierlich auf und am Ende war man wirklich an dem Punkt angelangt, wo man nahtlos zum dritten Band greifen musste.
Auf den ersten Seiten hat mich besonders Juliette genervt, die schwach und ohnmächtig inmitten von Omega Point saß und ihren alten Film schob. Klar, sie hat schwere Jahre hinter sich und die Psyche braucht ihre Zeit, aber da fehlte mir trotzdem das Verständnis, immerhin befindet sie sich endlich unter anderen Menschen mit Superkräften. Juliette steht sich aber lieber weiter selbst im Weg und riskiert aus Liebe zu Adam alles. Diese Gefühlsduselei hat den Drang in mir ausgelöst, sie zu schütteln, denn selbst in Anbetracht des Krieges schien nichts wichtiger zu sein als Zweisamkeit mit Adam. Juliette bleibt weiterhin ein sehr passiver Charakter, der nur selten aus eigenem Antrieb agiert und sich lieber in Selbstmitleid suhlt. Sie macht im weiteren Verlauf der Geschichte zwar eine Entwicklung durch, dennoch hat es mich genervt, dass das Verhältnis zu Adam alle Aktivitäten dominiert hat.
Wo wir auch schon beim männlichen Hauptcharakter wären: Adam und seine Entwicklung haben mir überhaupt nicht zugesagt. Im ersten Teil fand ich ihn so toll ausgearbeitet und interessant, er war stark und zielgerichtet – wo waren diese Eigenschaften plötzlich hin? Leider fiel er eher als emotional unbeständig und schwach auf, was mich sehr enttäuscht hat. In meinen Augen war die Liebe der beiden vergiftet und nichts Erstrebenswertes mehr.
Warner lernt man in diesem Teil intensiver kennen und sein Auftauchen belebt die ganze Handlung und auch Juliette. Schon im ersten Teil war er faszinierend, weil man wissen wollte, wie ein Mensch so ein Tyrann werden kann. Mafi hat mit diesem Charakter wirklich etwas Großes geleistet und der Leser bekommt einen Eindruck davon, wie viel sich hinter Warner verbirgt. Ich liebe die Entwicklung zwischen ihm und Juliette, aber besonders interessant fand ich, dass Adam die Fähigkeit ihre Berührung auszuhalten, langsam verliert, Warner jedoch nicht. Oh Gott, ja, ich liebe diese Entwicklung!
Großer Sympathieträger und Macher im Buch ist Kenji. Ich liebe ihn, wirklich, ich finde ihn so cool, dass ich glaube, Kenji wäre auf meiner Bookboyfriend-Liste, insofern ich eine hätte. Er hat Humor, ist sexy und besitzt diese Hau-drauf-Mentalität, mit der er besonders Juliette wachrüttelt. Die Freundschaft der beiden gefällt mir sehr gut. Seine Superkraft ist richtig cool und er bringt die Geschichte in meinen Augen voran, besonders auf den zähen ersten Seiten. Ohne ihn wäre das Buch nur halb so gut. James und Castle haben mir auch gefallen, die anderen Nebencharaktere hätten in meinen Augen noch mehr beleuchtet werden können.
Sprachlich und stilistisch ist dieses Buch genial. Es ist anders, aber mitreißend geschrieben und die Stilmittel werten den Text ungemein auf. Das Layout ist an die Sprache angeglichen, was das Ganze zu einem großen Leseerlebnis macht. Genau wie im ersten Teil wurde über den Stil sehr Juliettes Psyche verdeutlicht, so sind immer noch Stellen im Text, Gedanken, von denen sie der Meinung ist, sie nicht denken zu dürfen, durchgestrichen. Die Kapitel sind kurz gehalten und enden meistens so, dass man unbedingt weiterlesen möchte.
Fazit
Nach einigen Anfangsschwierigkeiten hat mich der zweite Band überzeugt und der Cliffhanger am Ende macht Lust auf mehr! Das Buch hat 4 Sterne von mir erhalten.
Hand aufs Herz: Wie findet ihr Kenji?
Ich stimme dir in allen Punkten zu – und wie kann man bitte Kenji NICHT mögen?! Er ist wirklich super sympathisch – ich hätte am liebsten noch ein paar Bücher mehr, aus der Perspektive von Kenji oder über Kenji… :-)
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Oh ja das wäre der absolute Hammer! <3 Kenji ist der Beste. :)
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