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Mein Jahr mit dem Grafen von Monte Christo

Ich würde ja gern wieder anfangen mit „Kennt ihr das auch?“. Aber da hier sicherlich und hoffentlich sehr viele Bücherwürmer unterwegs sind, die ein Buch nach dem anderen verschlingen, bleibe ich wohl mit meinem Anliegen in der Minderheit.

Als leidenschaftliche Bücherexpertin haben wir hier unsere liebe Laura, weswegen ich mich gut und gerne auf Serien und TV konzentrieren kann. Aber versteht mich nicht falsch, ich lese auch sehr gerne. Leider nur nehme ich mir nicht so viel Zeit für das Ausüben dieses Hobbies wie für meine anderen zahlreichen Beschäftigungen. Da kann es schon einmal vorkommen, dass mich ein Buch ein Jahr oder länger begleitet.

Vor zwei Jahren zu Weihnachten schenkten mir meine Eltern Alexandre Dumas‘ „Der Graf von Monte Christo“ aus dem Jahr 1846. Ich hatte vor vielen Jahren den Film gesehen und war fasziniert vom bewegten und aufregenden Lebenslauf des mysteriösen Edmond Dantès. Ich bin sowieso ein großer Fan von dicken fetten historischen Schmökern (also wenn hier weitere Buch-Beiträge von mir kommen, dann könnt ihr euch auf schwer verdauliche Kost einstellen).

grafvonmontechristo

Kurz dazu: ich liebe einfach diese hohe pathetische (Danke Deutschunterricht für diesen Wortschatz), stolze Schreibweise der alten Meister á la Dumas, Victor Hugo etc. und verliere mich nur zu gern in historischen Biografien. Hach, wie gern würde ich manchmal zurück in die Zeit des  Barock oder des viktorianischen Zeitalters zurückreisen (aber mit Internet und ausgereifter medizinischer Praktiken lebt es sich hier auch ganz gut).

Zurück zum Grafen: ich freute mich sehr über mein Geschenk und begann es auch gleich so ca. vier Monate später zu lesen. Wie gesagt, irgendwie kommt immer was dazwischen. Am besten liest es sich für mich eh in der Sonne liegend (da habe ich es sogar geschafft alle Vampire Diaries-Bände in einem Sommer durchzuziehen. Für mich Höchstleistung!) Aber im Winter scheint bekanntlich die Sonne nur sehr selten. Letztes Jahr aber, ich weiß nicht mehr welchem Umstand ich es zu verdanken hatte, befreite ich das knapp 1000-seitige Buch aus seiner Folie und begann zu lesen.

Die Geschichte zog mich gleich von Beginn an in seinen Bann. Wir lernen Edmond kennen, einen starken, jungen Mann, erfolgreich auf See und in der Liebe, geschätzt von Freunden und leider auch beneidet. Dieser Neid wird ihm zum Verhängnis, als sich sein geldgieriger Nachbar Caderousse, der unglücklich in Edmonds Verlobte verliebte Ferdinand und der aufstrebende Bankier Danglars erst im Scherze, aber dann mit schadenfrohem Ernst gegen Edmond verschwören. Edmond wird als bonapartistischer Agent denunziert, im post-revolutionären Frankreich höchster Verrat, verhaftet und nach Chateau d’If gebracht. Ohne zu wissen, was um ihn geschieht, findet er sich für die nächsten zehn Jahre in schäbigsten Umständen gefangen. Dem Durchdrehen und Aufgeben nahe, lernt er seinen Zellenachbarn, einen überaus intelligenten, alten Mann kennen, der ihm neue Hoffnung verleiht und ihn in seine Fluchtpläne einweiht. Edmond schafft es auch zu fliehen, nur unter anderen Umständen als geplant. Zudem erhält er das Vermächtnis des alten Mannes, was ihm dabei hilft, Rache an seinen Verrätern zu üben. Als eloquenter, nun hoch gebildeter, charmanter, wortgewandter und gerissener Edelmann tritt er wieder unerkannt in die alte Gesellschaft ein beginnt sich nach und nach an allen am Komplott Beteiligten zu rächen.

Jetzt, ein Jahr später, habe ich nur noch hundert Seiten vor mir, die aber schon wieder seit zwei Wochen auf mich warten. Langsam spitzt sich alles zu, Alarmstufe rot, aber mir fehlt die Muse.

Woran das liegt? Ich habe keine Ahnung. Natürlich ist diese Schreibweise anstrengender und komplexer als die eines kleinen belletristischen Liebesromans. Aber ich glaube, man muss sich einfach daran gewöhnen, sich die Zeit zum Lesen zu nehmen. Leider ging mir das in letzter Zeit mit vielen Büchern so, die mich einfach nicht so fesseln konnten, dass ich jede freie Minute nutzte, um weiterzulesen.

Aber ich verspreche euch, bevor der Winter kommt, habe ich dieses Buch zu Ende gelesen! Denn es lohnt sich wirklich und ich finde, man sollte wenigstens einige der alten Werke gelesen haben. Zumal man sich bei zeitgenössischen Romanen der historischen Korrektheit sicher sein kann. Da fühlt man sich gleich ein bisschen tiefer in die Welt vor 200 Jahren zurück versetzt. Außerdem bleibt so auch der eine oder andere Fakt hängen, der es während der Schulzeit nicht in den Kopf geschafft hat.

Also, ich bleibe dran!

Eure Anne

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