Dem Abgrund so nah ist der zweite Teil der Danny-Trilogie von Jessica Koch. Den ersten Teil Dem Horizont so nah habe ich vor ein paar Monaten gelesen und bereits hier darüber berichtet. Die Trilogie befasst sich mit dem tragischen Schicksal von Danny. Im ersten Teil nahm uns Jessica Koch mit in ihre Beziehung zu Danny. Ihr erratet sicher was das bedeutet, die Trilogie beruht auf einer wahren Begebenheit. Obwohl man dazu sagen muss, dass Teil zwei und drei nicht aus Jessicas Perspektive erzählt sind, und zu einer Zeit spielen in der sie noch kein von Dannys Leben war. Daher beruhen die Bücher lediglich auf Erzählungen.
Im ersten Teil haben wir erfahren, dass Danny in seinem Leben bisher ziemlich viel ertragen musste. Nachdem durch ein Missgeschick sein ungeborener Bruder ums Leben kam, lief alles auf dem Ruder. Er wurde von seinem Vater misshandelt und vergewaltigt, über mehrere Jahre hinweg. Als wäre das nicht schon schlimm genug, bekam er von seinem Vater auch noch HIV. Zudem hat er Bindungsschwierigkeiten und kann es nicht ertragen, angefasst zu werden. So weit, so schlecht.
Das passiert im zweiten Teil
Jessica Koch reist mit uns in Dannys Vergangenheit. Ihr ahnt was kommt. Aufbauend auf Dannys Erzählungen und seinen Tagebüchern rekonstruiert sie seinen jahrelangen Kampf ums Überleben. Ich hab geahnt, dass es schlimm wird, aber das ist wirklich nichts für schwache Nerven.
Das Buch ist zu Beginn mit einer Trigger-Warnung versehen: Hiermit soll ein Mensch, der Opfer von Missbrauch oder Gewalt geworden ist, vor einer ungewollten Erinnerung an die belastende Situation durch die Berichte Anderer gewarnt werden. Intensive Berichte und Diskussionen können Auslöser der eigenen Belastungen werden, die möglicherweise Angstreaktionen auslösen.
Ich glaube, das verdeutlicht ganz gut, wie beklemmend der Inhalt dieses Buches ist, auch oder gerade für Menschen die gut behütet aufgewachsen sind. Ich hatte das Buch mit im Urlaub und das war vielleicht nicht meine beste Idee. Ich konnte musste immer wieder aufhören zu lesen, weil es mich zu stark mitgenommen hat. Für mich ist es absolut rätselhaft, wie Eltern ihren Kindern so etwas antun können. Ich hatte mehrmals den Drang, Dannys Vater anzuschreien. Dannys Eltern wussten, dass sie beide psychisch krank sind, und keiner der beiden war dazu bereit, etwas dagegen zu unternehmen. Woraus sich die Frage ergibt: wie viel Pech kann ein Kind nur haben?
Fazit
Ich fand das Buch wirklich interessant, um noch besser nachvollziehen zu können, was Danny widerfahren ist. Allerdings sollte man im Hinterkopf behalten, dass diese Geschichte zwar aus Dannys Perspektive erzählt wird, er selbst aber nicht mehr an dem Buch beteiligt sein konnte. Daher ist es wahrscheinlich eher eine Mischung aus wahrer Begebenheit und Vermutungen. Wer den ersten Teil gut fand, sollte sich aber auch unbedingt „Dem Abgrund so nah“ besorgen.
Gegen Ende des Jahres wird es den dritten Teil der Danny-Trilogie geben, der sich mit Christians Schicksal befasst.
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