Wenn ich über mögliche Endzeitszenarien nachdenke, dann spielen Zombies darin gemeinhin eine bedeutende Rolle. Über andere Möglichkeiten wie Ressourcenknappheit und Folgen des Klimawandels denke ich hingegen am liebsten gar nicht nach. Wenn dann doch lieber Zombies wie aus The Walking Dead, die man pfählen kann, aber bitte nicht solche, die klettern und springen können. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert und leider auch keine von AMC produzierte Serie.
Wir haben das Glück, in einem Land geboren worden zu sein, in dem man das Wasser aus der Leitung problemlos trinken und Wasser in jedem Supermarkt billig kaufen kann, Wasser einfach gar kein Problem ist und wir es vielleicht deswegen zuweilen verschwenden. Doch viele Menschen leiden auch im 21. Jahrhundert unter unzureichender Wasserversorgung und haben kein sauberes Trinkwasser. Die Zukunftsaussichten sind bei steigender Weltbevölkerung auch nicht unbedingt rosig, denn unsere Erde ist schon heute durstig. Das Szenario in Water – Der Kampf beginnt mag fiktiv sein, doch es hat mich sofort gefesselt, denn darin wird ein Krieg um die wichtigste Ressource zum Überleben geführt.
Ein paar Worte zum Inhalt
Der US-amerikanische Südwesten kämpft um die letzten Wasserreserven und die Rechte am Colorado River. Metropolen gehen in Sand und Trockenheit unter und die meisten Menschen sind der Hitze, dem Staub und der Nahrungsknappheit schutzlos ausgeliefert, während die Reichen in luxuriösen Arkologien leben. Angel Velasquez wird zu Ermittlungen nach Phoenix geschickt, wo das Gerücht umgeht, dass eine Wasserquelle aufgetaucht sei, die die Karten im Wasserkrieg neu mischen könnte.
Es waren einmal ein Water Knife, eine Journalistin und ein Straßenmädchen…
Der Thriller besticht mit seinen Charakteren, die mit ihrem Leben ein umfassendes Bild von der Situation in Nevada und Arizona zeichnen. Auch die Rolle Kaliforniens wird in diesem Zusammenhang immer wieder thematisiert. Es gibt quasi kein dringlicheres Thema als die Wasserknappheit – und genau da trifft der Leser sofort auf den Mann, der das Ganze für Las Vegas und Boss Catherine Case regelt: Waterknife Angel Velasquez. Um seine Ziele im Sinne von Vegas zu erreichen, bricht Angel zuweilen auch gerne mal ein paar Knochen und steht dazu, kein umgänglicher Typ zu sein.
Die Journalistin Lucy Monroe lebt seit vielen Jahren in Phoenix und möchte die verelendende Stadt retten, indem sie aufdeckt, was wirklich vor sich geht – und macht sich so viele Feinde. Bei ihren Abstechern in die sozialen Medien zeigt sich, dass die Internetversorgung problemlos funktioniert und sich die Menschen trotz existenzieller Probleme unter Hashtags wie #PhoenixamEnde oder #PhoenixausderAsche online austauschen. Die Welt ohne Wasser geht in Kriminalität und Korruption unter, das Wasser ist knapp und überteuert, aber die Internetversorgung klappt – ein besseres Bild hätte man kaum inszenieren können! Lucy hält an der Moralität fest, wo Angel längst kapiert hat, dass es keine mehr gibt.
Die Dritte im Bunde, deren Leben man kennenlernt, ist das Straßen- und Flüchtlingsmädchen Maria Villarosa, deren Schicksal mich am meisten mitgenommen hat. Sie gehört zu den ärmsten Menschen von Phoenix und muss jeden Tag um ihr Überleben kämpfen. All ihre Bemühungen, ihre Situation zu verbessern, werden im Keim erstickt.
Die unterschiedlichen Charaktere, deren Leben im Verlauf der Geschichte verbunden werden, haben mir sehr gut gefallen, denn sie haben alle eine andere Meinung und Einstellung zur Wasserknappheit und vertreten die jeweilige auch.
Da die Kapitel aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden und oft so enden, dass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht, habe ich das Buch schnell durchgelesen. Ein paar spannende Szenen haben sich geradezu in mein Gedächtnis eingebrannt, so spektakulär und actiongeladen waren sie. Bacigalupi konnte die Atmosphäre dieser untergehenden Welt wirklich gut einfangen und verpacken – die Hitze war spürbar, die Angst wirkte echt. Die Dialoge wirkten nicht aufgesetzt, sondern passten zu den Charakteren und haben sie so gut beschrieben. Auch für die Bösen scheint er ein Händchen zu haben, denn deren Methoden haben mir das ein oder andere Mal einen Schauder über den Rücken gejagt. Aber ich habe seit dem König der Löwen eh eine Heidenangst vor Hyänen.
Alles in allem war der Thriller ein gelungener Auftakt und hat einen Vorgeschmack gegeben, was in diesem Wasserkrieg noch möglich ist. Leider konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen, wann es weitergeht und ob überhaupt, aber das Ende lässt diese Vermutung durchaus zu. Und ganz ehrlich, ich muss Badass Catherine Case richtig kennenlernen, mehr über Kalifornien erfahren und natürlich wissen, wie es mit dem einen oder anderen Charakter weitergeht!
Mein Fazit
Ein spannendes und düsteres Zukunftsszenario, bei dem sowohl die Hitze als auch die Aussichtslosigkeit durch die Buchseiten dringen. Der Gedanke, dass ähnliche Zustände uns auch einmal drohen könnten, ist wirklich beängstigend. Vom Stil und der Charaktergestaltung konnte Bacigalupi mich wirklich packen und ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung.
Herzfaktor
Auf einen Blick
Paolo Bacigalupi: Water – Der Kampf beginnt – Verlag: Blessing – Erscheinungstermin: 21.03.2016 – Seiten: 464 – Preis: € 19,99
Vielen Dank an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.
Hallo Laura!
Schöne Rezension, die mich wirklich neugierig gemacht hat. Die Wasserknappheit wird in manchen Ländern immer mehr zum Thema. Während wir Wasser aus dem Wasserhahn trinken können, müssen andere wirklich darum kämpfen. Ich denke ich werde mir das Buch mal genauer anschauen!
Viele Grüsse
Julia
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Hallo Julia,
vielen Dank für den Kommentar! :) fand die Vorstellung auch echt gruselig… Hat mich definitiv zum nachdenken gebracht. Bin gespannt, wie du das Buch finden wirst!!
Liebste Grüße
Laura
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