Eigentlich wollte ich Montagsfragen-technisch erstmal in die Weihnachtspause gehen, aber Pläne sind dazu gemacht, um sie über den Haufen zu werfen! Ein gutes Zeitmanagement lebt von Puffer-Zeiten und ich pflanze fast täglich Puffer ein. Puffer, die im Dezember schon mehr als einmal zu Nachtschichten ausgeufert sind, aber kreativ ins Bett gehen kann ich auch nicht. Nachts nehme ich liebend gerne Dinge in Angriff, bin produktiv und erliege dem Gedanken, wenn ich diese und jene Aufgabe noch schnell erledige, könnte ich am nächsten Tag im Bett liegen und mich einem The Walking Dead Rewatch-Marathon hingeben. Hm, gar keine schlechte Idee. Ein ganzer Puffer-Tag kurz vor dem Weihnachtstrubel?! Die Idee hat ihren Reiz.
Die heutige Montagsfrage ist super interessant! Buchfresserchen stellt die Frage, ob wir Bücher kritischer bewerten, seit wir bloggen. Zunächst dachte ich: Ja. Dann sofort: Nein.
Ich lese anders, seit ich blogge. Oft denke ich mir nämlich schon beim Lesen, wie ich später etwas in der Rezension formuliere, was ich positiv respektive negativ hervorhebe und allen voran analysiere ich die Bücher mehr. Durch die Buchbesprechungen erfolgt eine intensive Auseinandersetzung mit den Inhalten. Man reflektiert das Gelesene viel mehr. Man begründet viel mehr. Wenn mir eine Geschichte vor dem Bloggen nicht gefallen hat, dann konnte ich meistens nicht genau benennen, was mich genau gestört hat. Heute kriege ich es viel schneller zu fassen, kann klipp und klar sagen, ob es am Stil, den Charakteren, der Perspektive, Plot, Unlogik, dem Genre oder der Welt lag. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass ich kritischer bewerte. Denn nur weil es mir durch das Bloggen leichter fällt, die Dinge beim Namen zu nennen, heißt das nicht, dass sie mir vorher nie aufgefallen sind oder mich nicht gestört hätten.
Ich bewerte anders, seit ich mich mit dem Bereich des Selfpublishing intensiver auseinandergesetzt habe. Die Arbeit, die Indie-Autoren in ihre Werke stecken, sodass diese das Licht der Welt erblicken, honoriere ich. Ich sehe zum Beispiel schneller über kleine Fehler hinweg, was mir bei einem Verlagslektorat nur schwer gelingt. Dennoch verschweige ich nicht, wenn mir inhaltlich etwas nicht zugesagt hat. Früher habe ich Bücher gelesen, die mir nicht gefallen haben und danach habe ich sie samt meiner Meinung wieder zurück ins Regal gestellt. Meine Meinungen zu Büchern artikuliere ich so ausgiebig erst, seit ich blogge.
Natürlich wächst auch der Anspruch mit der Zeit und man selbst verändert sich, sodass sich sowohl Geschmack als auch Einschätzungen verändern können (außer bei Harry Potter). Jede neue Dystopie habe ich damals – nur für mich – mit der Spannung von Hunger Games verglichen, jede Vampir-Liebesgeschichte mit Twilight. Heute merke ich, wie ich ab und zu das Genre wechseln muss, geradezu einen blutigen Thriller nach der Young-Adult-Lovestory brauche, um mich selbst zu neutralisieren, weil sonst die Gefahr bestünde, ich würde beim nächsten Mädchen-zieht-um-trifft-übernatürlichen-Bad-Boy-Szenario losschreien. Dagegen habe ich normalerweise nichts einzuwenden, aber wenn es schon in den drei Büchern zuvor so ablief, dann tue ich mir damit keinen Gefallen. Das würde meine Meinung zwangsweise verzerren. Ich denke also nicht, dass ich kritischer bewerte, seit ich blogge, denn ich habe Mechanismen gefunden, dem entgegenzuwirken. Aber ich lese anders, seit ich blogge.
Wie ist das bei euch?
Ich wünsche euch einen wunderbaren Montag
Schön, dass es dir so geht :-) Bei mir hat sich durch das Bloggen fast nichts geändert, sondern es passierte vorher :P Bis jetzt denke ich, wenn ich ein Buch lese, noch nicht an den Blog. Und ich finde das gut. Denn Blog bedeutet „zu anderen tragen“, lesen tue ich nur für mich. Wenn ich beim Lesen schon an andere denke, würde das Erlebnis darunter leiden.
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