„Wenigstens ist Prinz Harry noch zu haben.“ Es war der frühe Nachmittag des 29. April 2011. Meine Freundin kommentierte die Zusammenschnitte der royalen Hochzeit im Fernsehen und prostete dem Brautpaar zu. Wir trugen mittelalterliche Kleider und hatten unsere Fahrräder in Pferde verwandelt (mehr schlecht als recht).
„Prinz Harry ist eh viel attraktiver.“ Ich mischte gerade Kirschsaft und Batida de Coco in einer leeren Colaflasche zusammen, was sich aufgrund des Pegels anlässlich unseres letzten Schultages als schwieriger erwies, als erwartet. Natürlich hatten wir William & Kate unseren Tribut gezollt, in dem wir unser Motto in ‚Westminster Abi – Der Adel geht‘ umformuliert hatten.
„Wir haben Chancen, weißt du? Wir sind auch bürgerlicher Abstammung.“
„Setz‘ es auf die Liste.“ In dem Moment verkippte ich natürlich wertvollen Alkohol, was man vielleicht als schlechtes Omen für den weiteren Tagesverlauf hätte nehmen können. Das war – aus gutem Grund – der letzte Tag, an dem ich Batida de Coco trank.
Jedoch war es nicht das letzte Mal, dass eine meiner Freundinnen eine – zuweilen sexuelle – Anspielung auf Prinz Harry machte. Nein, Königshäuser provozieren Frauen auf der ganzen Welt geradezu, sich auszumalen, wie es wohl wäre, einen Prinzen an der Angel zu haben. Geneva Lee hat dazu einen erotischen Liebesroman geschrieben und dürfte damit zahllosen Fantasien zuträglich sein. Dank des Bloggerportals Randomhouse durfte ich „Royal Passion“ vorab lesen.
Basics & Ein paar Worte zum Inhalt
Band 1 – Kindle Edition/Broschiert – Blanvalet Verlag –
9,99 Euro/12,99 Euro – gedruckt 448 Seiten
Die Kindle Edition erscheint am 14. Dezember 2015
und die broschierte Ausgabe am 18. Januar 2016.
Für Clara Bishop könnte es kaum besser laufen: sie hat ihren Abschluss in der Tasche und einen tollen Job ergattert! Doch nach einem verhängnisvollen Kuss mit einem Fremden ziert sie plötzlich die Titelseiten der Klatschmedien und muss erkennen, von wem sie sich magisch angezogen fühlt – Prinz Alexander von Cambridge, Thronfolger von England, königlicher Bad Boy…
Es war einmal im 21. Jahrhundert…
Zunächst war ich hin und hergerissen, ob ich überhaupt noch im erotischen Genre lesen soll, aber Geneva Lee hat mich eines Besseren belehrt! Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich in der Vergangenheit vorrangig verlegte Fanfictions gelesen habe und diese mich nicht überzeugen konnten. Der Reiz ist in „Royal Passion“ einfach ein ganz anderer – wer gerne Mäuschen in einem fiktiven Königshaus spielen möchte und von heißen Prinzen fantasiert, kommt gewiss auf seine Kosten.
Besonders spannend fand ich die Medien inklusive der Paparazzi im Buch, denn sie verfolgen Clara auf Schritt und Tritt und graben ihre Vergangenheit aus. Dieses Konstrukt hat mich jedes Mal sehr gut unterhalten und ich fand es glaubwürdig geschildert. Man kommt nicht umhin, mit Clara mitzuleiden und angewidert über manche Methoden den Kopf zu schütteln. Fremdschämen inklusive, als intime Nachrichten veröffentlicht werden.
Geneva Lee hat mich schon in der Leseprobe mit ihrem Schreibstil überzeugt, der sehr angenehm ist und die verschiedenen Kulissen gut vermittelt. Auch mit den Dialogen konnte sie mich gut unterhalten. Mir fiel es sehr leicht, Bilder zu den Umgebungen und Personen zu entwickeln – sogar die Outfits konnte ich mir jedes Mal gut vorstellen. (Übrigens hätte ich gerne Claras Kleiderschrank!)
Clara war als Hauptprotagonistin sehr sympathisch; zum Glück – denn aus ihrer Perspektive wird die Geschichte erzählt. Sie lässt sich natürlich einlullen und kann sich ihrer Liebe zu Alexander nicht erwehren, unterliegt dem Glauben, sie könne ihn verändern und bricht ihr Herz an der geschlossenen Abneigung der royalen Familie – aber sie hat auch einen Job trotz Unmengen von Geld, eine beste Freundin, eine seltsame Familie und eine harte Vergangenheit. Letztere war es auch, die einen guten Zugang zu ihr als Person gelegt hat – das, was sie erlebt hat, wurde glaubhaft geschildert und man kommt nicht umhin, mit ihr mitzufühlen. Zudem gibt es nicht nur ein dunkles Geheimnis, nein, es gab mehrere harte Episoden. Ihren eigenen Zwiespalt bekommt der Leser sehr gut vermittelt; sie versucht sich mit der Form ihrer Beziehung zu arrangieren, aber scheitert daran, was wiederum realistisch ist. Mir gefällt auch, dass sie ihre eigenen Wünsche nicht versteckt und zu diesen steht. Es gibt ein paar Szenen, in denen sie stark und wortgewandt ist und das waren mir die liebsten. Allein einen Stern bekommt die Geschichte von mir schon aus dem Grund, weil Clara keine Jungfrau mehr ist – danke für diese realistische Herangehensweise an das Leben einer Uniabsolventin!
Die Nebencharaktere werden mal mehr und mal weniger intensiv angerissen. Einen guten Einblick bekommt man in das Leben ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin Annabell – reich, lieb, geschmackvoll und verlobt. Ein familiärer Skandal wird erwähnt und ich hoffe in den Folgebänden weiter ausdifferenziert. Ich frage mich, ob sie wirklich glücklich ist mit dem Leben, das sie führt, frage mich, was sie eigentlich den ganzen Tag über treibt, denn arbeiten muss sie nicht und ob sie Clara das alles so gönnt mit dem Prinzen – ich würde es mir sehr wünschen! Aber jeder Mensch hat Schattenseiten und ich freue mich schon, ihre kennenzulernen.
Spannend finde ich auch Claras Mutter, die nicht gerade sympathisch daherkommt, was wohl daran liegt, dass sie augenscheinlich nicht glücklich mit ihrem Leben ist. Auch hier wird ein Handlungsstrang geflochten, der noch keine Auflösung findet und ich wünsche mir mehr Mutter-Tochter-Interaktion.
In der Geschichte gibt es auch noch einen weiteren Prinzen! Prinz Edward ist rundum gelungen und mit nur wenigen Handgriffen und Szenen ist er zu einem der besten Figuren geworden. Mehr, mehr, mehr! Er ist auch der einzige angenehme Geist in dem ganzen royalen Haufen. Die Königsmutter, der König und vor allem die Giftspritzen rundum bergen großes Hasspotenzial. Das ist natürlich Generator für die unterschiedlichsten Konflikte. Alles in allem wird Clara signalisiert, dass sie aufgrund ihrer Abstammung (sie ist Amerikanerin!) keine gute Partie ist.
Was mich genervt hat!
Bei Alexander tummeln sich die Klischees dicht beieinander. Sein Aussehen lasse ich beflissentlich unkommentiert. Ich komme mir vor wie ein Miesepeter, aber grundsätzlich stört es mich, wenn alle männlichen Hauptcharaktere als Bad Boys bezeichnet werden. Schrillen da nicht immer sofort die Alarmglocken? Na ja, Alex ist gewiss kein zahmer Schäfer, aber ich bin froh, dass sich seine Lappalien in Grenzen halten. Er hat das Problem, dass er einfach nicht lieben will – in seinen Augen kann, aber im Grunde steht er sich nur selbst im Weg. Ich bin gespannt, wann er das endlich begreift. Er öffnet sich im Laufe der Geschichte, aber am Ende macht er mich eher aggressiv über die Art, wie er die Beziehung zu Clara führen will. Sein Dirty Talk und der Wunsch, Clara zu dominieren, gingen mir ordentlich auf den Senkel. Komischer Prinz! Aber ich habe versucht, ihn so zu akzeptieren, wie er ist.
Die erotischen Liebesszenen sind sehr gut geschrieben, aber manchmal habe ich mich bei dem Gedanken erwischt, dass ich gerne von weniger Sex und mehr Entwicklung der Handlung gelesen hätte. In meinen Augen hemmten diesen ungehemmten Szenen manchmal extrem das Vorankommen der ganzen Geschichte, was jedoch dem Genre zuzuschreiben ist.
Mein Fazit
„Royal Passion“ hat mir erstaunlich gut gefallen! Ich werde die Reihe weiterlesen, denn Claras Leben zwischen Normalität und abgedrehtem blauen Blut zieht den Leser schnell in den Bann. Ich wünsche mir weitere Konflikte und Intrigen von Medien und Königshaus! Natürlich bin ich gespannt, wie sich die Geschichte um Clara und Alex weiterspannt. Auch wie sich die angedeuteten Handlungsstränge anderer Charaktere entfalten, interessiert mich sehr. Band Eins legt definitiv einen spannenden Grundstein. Wenn ihr also nichts gegen detailreiche, erotische Liebesszenen einzuwenden habt oder sogar auf der Suche nach dieser Literatur seid, markiert euch den Erscheinungstermin im Kalender! Ich vergebe vier Sterne.
Hm, ich verspüre gerade große Lust auf Batida de Coco mit Kirschsaft!
Wie steht ihr eigentlich zu erotischer Literatur? Und habt ihr schon mal daran gedacht, einen Prinzen zu heiraten?
Ich schleiche auch schon eine Weile um dieses Buch (um diese Reihe) herum, aber Deine Rezension hat mir gerade noch mal richtig Lust gemacht, es tatsächlich mal damit zu probieren!
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Hallo, das freut mich! :) Ich hoffe, das Buch wird dir gefallen. Habe Shades of Grey und After ja recht schnell abgebrochen, aber Royal Passion fand ich zum ersten Mal wirklich ganz angenehm – ich war selbst ganz überrascht. :D
Liebe Grüße
Laura
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Hey Laura,
Das Buch will ich auch noch unbedingt lesen, da es mich ein wenig an Gossip Girl erinnert. An Blair und ihren Prinzen. Irgendwie bin ich doch recht neugierig und gespannt auf das Buch. :) Und deine Rezension ist auch noch so gut, ich bin schon ganz aufgeregt, wann das Buch dann endlich im Jänner veröffentlich wird. :D
Liebe Grüße,
Sarah
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Hallo Sarah, vielen Dank, das freut mich! :) Es hat mich tatsächlich auch ein wenig an Gossip Girl erinnert, haha. Ich hoffe auf noch mehr Klatsch und Intrigen in Band 2. Der erste Teil legt wirklich einen guten Grundstein. Alex entwickelt sich hoffentlich auch noch ein bisschen. :D Ich hoffe jedenfalls, es wird dir auch gefallen. :)
Liebe Grüße
Laura
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Ich muss ja gestehen, dass auch für mich die Reihe unheimlich verlockend anfangs klang, denn ich liebe Prinzen/Prinzessinnen-Geschichten! Ich habe damals mal in die englische Ausgabe reingelesen, weil es das eBook kostenlos gab und war dann aber recht schnell eher enttäuscht, weil es mir dann doch eine ganze Spur zu erotisch und zu Shades-of-Grey-like war. Vielleicht wurde das im Deutschen aber auch ein wenig besser übersetzt. So oder so: wenigstens hat es dir besser gefallen! :-)
Liebe Grüße,
Jess
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Hallo Jess, ich musste mich ehrlich gesagt auch arg an die Sex-Szenen „gewöhnen“. Im Grunde wusste ich ja, worauf ich mich einlasse, aber dass dann am laufenden Band ge… ähm, ja, das hat mich fast etwas irritiert. :D Es steht halt wirklich im Fokus zu Lasten der Handlung. Alex hat mich auch – obwohl ich Shades of Grey auf Seite 26 abgebrochen habe – ein bisschen an Grey erinnert! Das schreiben auch ganz viele, aber mehr Parallelen kann ich ja nicht ziehen. Sprachlich hat mich das Ganze – zumindest im Deutschen – dann jedoch mehr überzeugt als bspw. After! :)
Ich glaube wirklich, bei dieser Art von Literatur scheiden sich die Geister, haha. :D Aber es hat wunderbar mit meinem stressigen Alltag harmoniert.
Ich bin auch für mehr Prinzen/Prinzessinnen-Geschichten! Also Mr. Darcy-Prinzen, denn ich ertrage sicherlich nur einen Prinz Alexander von Cambridge mit seinem Dirty Talk.^^
Liebe Grüße
Laura
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