Eigentlich wollte ich schreiben, die Sommerpause ist vorüber und weiter geht’s mit der Montagsfrage, aber weder von Sommer noch von Pause kann hier die Rede sein – chronischer Zeitmangel trifft es wohl eher. Ich fühle mich jedenfalls wirklich unentspannt in Anbetracht dessen, was noch alles ansteht, aber bevor ich nun weiter jammere, konzentrieren wir uns lieber auf das Wesentliche. Ich bin ein sehr toleranter Mensch und lebe normalerweise nach dem Motto: Leben und leben lassen. Normalerweise. Denn Buchcharaktere gehen mir manchmal ganz schön auf die Nerven. Es folgt aus diesem Grund eine kleine Liste mit Merkmalen, die mir bislang noch jede Hauptfigur madig gemacht haben.
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Naivität
Manchmal denkt man bereits beim Lesen und bei der kleinsten Andeutung, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt: Stopp! So funktioniert das nicht. Du weißt es, der Rest der Welt weiß es, die anderen Charaktere ahnen es wahrscheinlich auch – nur die Hauptfigur hat keinen Schimmer. Oder denkt: Och, wird schon. Oder denkt gar nicht nach, was gefühlt häufiger der Fall ist. Mit Naivität meine ich also die Gedanken, inneren Dispute und unlogischen Schlüsse, die eine Figur während einer Geschichte zieht. Eine gesunde Portion Naivität mag zu verkraften sein, doch leider nimmt diese nicht selten ungeahnte Ausmaße an Unverständlichkeit an. Ein Beispiel, das mir spontan in den Sinn schleicht, ist Mare aus „Die Rote Königin“. Gott, was hat die mich ab der Hälfte des Romans genervt! Vorsicht, Spoiler – aber wie kann man denn bitte so naiv sein, zu denken, Cal würde aus Liebe zu ihr sein ganzes Königreich und seine Truppen aufgeben? Vor allem nach so kurzer Zeit! Die kannten sich gerade mal einen Monat, aus meiner Perspektive ein paar Stunden und wirkliche Intermezzi, aus denen dieser Trugschluss hätte resultieren können, gab es auch nicht.
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Dummheit
Eng einhergehend mit der Naivität so mancher Hauptfiguren ist auch schlichtweg Dummheit. Ich differenziere da gerne. Manche Dinge tut man einfach nicht, das sagt einem der gesunde Menschenverstand, denn sie sind dumm. Dummheit bezieht sich für mich demnach auf die Handlungen der Charaktere. Laia, die Hauptprotagonistin aus „Elias und Laia. Die Herrschaft der Masken“, agiert auf mehreren Ebenen dumm – sei es Angesichts der Kommandantin oder des Widerstands. Aber das ist noch lange nichts im Vergleich zu einer Avery Morgansten, die man in „Wait for you“ kennenlernt! Oh nein Avery, deine Vergangenheit kann nicht alles entschuldigen, was du verzapfst!
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Fehlendes Selbstbewusstsein
Viele weibliche Hauptfiguren finden sich durchschnittlich, sehen ihre Schönheit nicht. Die obligatorischen Spiegelbeschreibungen machen deutlich, dass sie eigentlich gar nichts Besonderes sind, obwohl der Leser sich da meistens schon denkt: Mädel, was hast du denn? Da muss dann meistens erst der Traumtyp vorbeikommen, damit sie mal merken, dass der Gencocktail doch nicht von schlechten Eltern ist. Sowas finde ich immer ermüdend. Zu gerne würde ich einmal von einer Hauptprotagonistin lesen, die weiß, dass sie super ist und attraktiv – das wäre bestimmt lustig! Oh, stimmt, hab ich ja sogar schon!
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Untreue
Wieso sollte ich in Romanen etwas akzeptieren, was ich schon im echten Leben nur schwer nachvollziehen kann? Es missfällt mir, das zuzugeben, aber ich bin beim Lesen ziemlich sensibel – ich fühle mehr mit, als vielleicht gut für mich wäre und ein paar Themen gehen mir immer sehr nah. Genauso verhält es sich mit Untreue. Meist durch Dreiecksbeziehungen geschürt, passiert es in Romanen relativ häufig, dass sich Betrug in die Beziehungen mischt. In diesem Fall sind mir die Gründe egal, denn Sympathie gewinnt eine Hauptfigur bei mir dadurch nicht.
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Blinder Gehorsam
Nachträglich zum Geburtstag habe ich ein ganz tolles Geschenk bekommen: einen Stick mit ganz vielen Hörbücher! Und wisst ihr, was ich mir zurzeit beim Putzen anhöre? Asche auf mein Haupt: „After Passion“. Oh ja, richtig gelesen. Ich will jetzt wirklich wissen, was es mit dem Hype auf sich hat – beten wir, dass ich mich beim Abwaschen nicht in der Spüle ertränke. Jedenfalls konnte ich Tessa schon nach den ersten fünf Minuten nicht leiden und bislang ist das auch noch nicht besser geworden. Wieso? Gehorsam schön und gut, aber wie sich das Mädel plattwalzen lässt in ihren Entscheidungen, ist für mich schwer zu begreifen. Das fing schon mit der Mutter an und bezüglich Hardin schwant mir auch Schlimmes. Ich mag es eindeutig nicht, wenn Hauptfiguren in Romanen einfach blind Folge leisten und sich unterbuttern lassen. Apropos: Anastasia Steele ist doch bestimmt auch so eine Kandidatin, oder?
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„Rette mich“-Figuren
Punkt Eins und Zwei sorgen regelmäßig dafür, dass Hauptprotagonistinnen sich in Situationen manövrieren, aus denen sie nur mit Hilfe wieder herauskommen. Kaum eine musste so oft gerettet werden wie Bella aus „Twilight“, aber Katy aus „Obsidian“ kommt da schon nah dran! So attraktiv es also auch mitunter sein kann, wenn ein männlicher Hauptcharakter zeigt, wie toll und groß und stark er ist, manche Frauen übertreiben es ganz schön mit dem gerettet werden!
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0815-Traumtypen mit vom Himmel gefallenen Six Packs
Das habe ich ja schon in meiner Rezension zu „Wait for you“ anklingen lassen. Mich nerven Hauptprotagonisten, die perfekt sind und somit schon wieder 0815. Ich finde nichts uninteressanter! Ecken und Kanten müssen her, aber da hört die Fantasie dann meistens schon auf. Im Realitätscheck nervt mich besonders, wenn die Typen nie Sport machen müssen für ihren Körper, das Six Pack fällt also einfach so vom Himmel.
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Wenn ihr das komplette Kontrastprogramm zu dieser Liste wollt, dann solltet ihr Euch mal meine Leseempfehlungen ansehen! Was ist für Euch das absolute No-Go bei Hauptfiguren?
Liebe Grüße
Laura! After Passion? Und mir sagst du nichts? Wie kannst du nur!
Du musst mir auf jeden Fall genauer berichten. Ich bin empört. :D
Ich kann dir natürlich in allem zustimmen. Bin gerade auf die Seite, um mir deine Rezi zu Elias und Laia nun endlich durchzulesen und schwupps, wird sie hier auch schon erwähnt. Mir war sie größtenteils nämlich auch zu naiv und dumm.
Bis ganz bald
Anabelle
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