Manchmal lohnt es sich zu warten und mein erstes Mal mit dem Genre New Adult sollte etwas ganz Besonderes werden. Rückblickend war es wie jedes erste Mal (außer man heißt Anastasia Steele): irgendwie seltsam und nicht vollends befriedigend.
Worum geht es?
Avery Morgansten stößt am ersten Tag auf dem College unsanft mit Cameron Hamilton zusammen – und wird den gutaussehenden Kerl nicht mehr los! Doch Averys Vergangenheit steht dem jungen Glück im Weg.
Meine Meinung
Selten habe ich ein Buch so verschlungen und gleichzeitig so oft die Augen verdreht wie bei „Wait for you“. Die Geschichte ist wunderbar geeignet für Zwischendurch, wenn man gerade nicht in die nächste Fantasywelt eintauchen oder der blutigen Spur eines Psychopathen folgen möchte. Seicht und leicht fliegen die Seiten dahin und weil J. Lynn (Pseudonym der amerikanischen Bestsellerautorin Jennifer L. Armentrout) witzige Situationen einbaut, hat man einiges zu lachen! Besonders gut gefallen mir die Anspielungen auf Filme, Bücher und Serien, die die Autorin in ihre Romane einstreut. Auch die Nebencharaktere Brittany und Jacob waren gelungen.
Die erotischen Liebesszenen waren gut geschrieben. Ich kam nicht umhin mich zu fragen, ob J. Lynn vor diesen Szenen eine Flasche Rotwein getrunken hat. Lediglich bei einem Techtelmechtel musste ich ein bisschen schmunzeln und habe mir vorgestellt, wie die beiden sich den Hals brechen – aber das Glück war ihnen hold! Habe ich jetzt eigentlich schon gespoilert oder habt ihr damit gerechnet, dass die beiden ins Bett des jeweils anderen finden?
Kommen wir nun zu meinen Kritikpunkten an Wait for you. Die Handlung ist ziemlich flach, sodass ich mich frage, ob zwangsläufig alle New Adult-Romane so gestrickt sind – wonach es leider Gottes den Anschein hat. Leider weiß der aufmerksame Leser recht schnell, was Schlimmes in Averys Vergangenheit vorgefallen sein könnte. Die Konflikte waren mir zu unausgereift und viel zu schnell verpufft, Spannung wollte nicht wirklich aufkommen. Zudem gab es ausschließlich 0815-Wendungen, die sich auf das typische On-Off-Spiel zwischen den Hauptcharakteren beschränkten.
Es ist erfrischend, dass Cam kein Bad Boy ist. Aber zwei Dinge haben mich trotzdem enorm gestört. Männliche Hauptcharaktere sehen gemeinhin super heiß aus und die Six Packs fallen vom Himmel – zumindest wird so gut wie nie deutlich, wann sie ihre Trainingseinheit einschieben. Da ich ein Eight Pack zuhause sitzen habe und weiß, wie viel Arbeit und Entsagungen dahinter stecken, nervt mich dieser Realitätsverlust in Romanen gewaltig! Zweitens, Cam hat blaue Augen. Schön und gut, kann er ja haben, der Hübsche. Nur wird das etwa 30 Mal in den unterschiedlichsten Variationen erwähnt, sodass ich irgendwann eine Strichliste geführt habe, bis ich keine Lust mehr hatte. Ich sehe keinen Grund darin, die Augenfarbe mehr als einmal zu erwähnen. Der Leser ist ja nicht blöd. Am schlimmsten fand ich folgenden Satz:
„Seine Augen waren so türkisblau wie das Meer an der Küste von Texas.“ Meine Reaktion: #bitchplease
Avery ist natürlich super hübsch, sieht das aber selbst nicht und bekommt erst durch Cam und dessen Komplimente etwas mehr Selbstvertrauen. Sowas lässt mich ja nur den Kopf schütteln, denn im echten Leben funktioniert dieser Spaß ja nie – der Typ ist irgendwann weg und nimmt dein Selbstvertrauen wieder mit, weswegen unsereins sich gemeinhin durch den Sumpf des inneren Selbstwertgefühls kämpft und es Stein auf Stein hochzieht. In Büchern zwinkert meist der Kerl und sagt, wie heiß die Hauptprotagonistin ist. Im realen Leben zwinkert man sich lieber morgens selbst im Spiegel zu, wenn man nicht irgendwann auf die Nase fallen will.
Nach meinem Geschmack sind zu viele Rechtschreibfehler vom Lektorat übersehen worden und die deutsche Übersetzung hatte auch ihre Mängel. Manche Passagen haben leider keinen Sinn ergeben und ich musste mir die Witze erschließen, indem ich zurück ins Englische übersetzt habe. Im Vergleich zu Armentrouts anderen Romanen kam mir ihr Stil in diesem nur ausgereift vor – der Text strotzte vor Wiederholungen.
Mein Fazit
Nette Geschichte mit erotischen Liebesszenen für Zwischendurch, deren stilistische Mängel jedoch nicht hätten sein brauchen. Weniger Klischees und mehr Überraschungseffekt wären schön gewesen, aus diesem Grund bekommt der erste Teil zwei Sterne von mir.
Eure Laura
PS Habt ihr „Wait for you“ schon gelesen und wie oft habt ihr die Erwähnung von Cams Augenfarbe gezählt?
2 Gedanken zu “Rezension: Wait for you von J. Lynn”