Als aufmerksamer Fernsehzuschauer hat es vielleicht der eine oder andere mitbekommen: ProSieben bewirbt seit einiger Zeit mit viel Tam-Tam sein neues Serienhighlight der Mittwochs-Primetime:
EMPIRE
Letzte Woche ging die Serie mit drei Folgen hintereinander an den Start und hat sich vorgenommen, dies auch die nächsten beiden Wochen zu tun.
Ich hatte einige Teaser gesehen und war anfangs wenig beeindruckt. Die Story und die Charaktere wirkten in den zehn Sekunden wenig innovativ und ausgefallen. Lediglich filmisch machten die Ausschnitte einen guten Eindruck. Der Buschfunk allerdings versprach das Serien-Highlight des Jahres. Nicht zuletzt weil Timbaland die Musik beiträgt und Stars wie Jennifer Hudson und Naomi Campbell den einen oder anderen Auftritt haben werden.
Das machte mich dann doch neugierig.
Kurz zum Inhalt
Der Musik-Mogul Lucious Lyon (man könnte meinen, seine Mutter wusste, dass er mal einen krassen Künstlernamen brauchen würde) erhält zu Beginn der Serie schlechte Nachrichten: Er ist an ALS erkrankt und ihm stehen nicht mehr viele gute Jahre bevor. Lucious, ein gnadenloser Geschäftsmann, der sein Label EMPIRE vom Grundstein in die Höhe gezogen hat, bangt um sein Vermächtnis und beschließt, unter seinen drei Söhnen einen Nachfolger auszuerwählen.
Da hätten wir den jüngsten der drei Geschwister, Hakeem, der an seiner Karriere als Rapper bastelt, aber erst durch seinen Bruder Jamal, der sich eher im Soul/R’n’B-Bereich musikalisch verwirklicht, zu Höchstleistungen angetrieben wird. Lucious sieht trotz beider überaus talentierter Jungs nur den Karriereerfolg für seinen Jüngsten. Hinzu kommt, dass er Jamal aufgrund seiner Homosexualität nur sehr geringe Erfolgschancen im Biz zuspricht (Da sich anscheinend absolut keine Sparte für homosexuelle, schwarze, begabte Künstler finden lässt).
Aus diesem Grund entbrennt ein großer Konkurrenzkampf zwischen Jamal und Lucious. Glücklicherweise erhält Jamal Unterstützung von seiner Mutter Cookie, die zu Beginn der Serie aus dem Gefängnis entlassen wird. Sie erkennt das Potential ihres Sohnes und beschließt, ihm die Karriereleiter hinauf zu helfen.
Und da ist auch noch der dritte im Bunde: Andre, das Zahlengenie. Er beschäftigt sich mit der Musik lediglich auf wirtschaftlicher Basis, kämpft aber ebenso verbittert um einen Platz an der Spitze von EMPIRE.
Wie ich drei Folgen EMPIRE empfand
Als kurzlebig, aber abgedroschen. Natürlich unterliegt der Zuschauer hier dem mir soeben erdachten GZSZ-Phänomen: Wenn man einmal in einer Serie drin steckt, egal welches künstlerische oder filmische Niveau sie innehat (Nagut, nicht vollkommen egal), ist man einfach drin. Heißt, man möchte natürlich wissen, wie sich dieser oder jener Plot auflöst, wer sich wofür entscheidet und ob Darya zum Schluss ein Foto bekommt. Halt, das war was anderes. Jedenfalls habe ich mich durchaus Unterhalten gefühlt und werde mir auch diesen Mittwoch wieder drei Folgen EMPIRE ansehen.
Doch leider gab es auch viele Schwachpunkte, wegen denen ich der Serie dennoch ein vorzeitiges Aus prophezeie.
Die Serie erinnerte zwischenzeitlich sehr an High-School-Musical. Jamal sitzt am Klavier, Hakeem rappt, plötzlich erheben sich Bläser und Schlagzeug aus dem Nichts, die Kamera macht beeindruckende Fahrten und mit einem Schlag sind wir wieder im Alltag. Gesangseinlagen wirken typisch amerikanisch perfekt einstudiert und teilweise überzogen.
Weiterhin bekommt man schnell den Eindruck, um mal in der Sprache der Serie zu reden, „ein Weiser“ habe die Dialoge verfasst. Jedes zweite Wort ist daher ein Man oder yo, untermalt von ausladender Schwere-Jungs-Gestik. Vor allem Cookie verkörpert das Klischee einer 80er Jahre Ghetto-Rap-Braut (vor allem bemerkbar in der Szene, wo sie im Ganzkörper-Leoparden-Outfit erscheint, Schuhe, Hut und Handtasche inklusive). Auch so bekommen wir viel von dem zu sehen, was wir schon damals in den frühen 2000ern auf MTV gesehen haben: fette Goldkettchen, weise Sneaker, schiefe Cappies, große Yachten und Anwesen, knappe Frauenkleidung und sehr, sehr viel andere materielle Besitztümer.
Kann ja auch sein, dass ich mich irre und man in solchen Kreisen tatsächlich so verfährt, allerdings konnte ich diesen Anblick mit nicht mehr als einem lockeren Schulterzucken abtun, bevor ich zur Fernbedienung griff und umschaltete.
Aber überzeugt euch selbst, wenn es heute Abend wieder um die G’s und Gent’s der Musikwelt geht.
Ich bin gespannt auf eure Meinung!
Eure Anne
Also ich habe mir die ersten paar Folgen auch schon reingezogen und ich bin noch ziemlich im Zwiespalt.
Zum einen finde ich die Story an sich eigentlich ganz cool, weil ich zumindest noch keine Serie kenne, wo es um ein Musiklabel geht…
Zum Andenen finde ich aber, dass es einfach zu viele scheiß Charaktere gibt… natürlich muss es immer Arschlöcher geben, aber hier überwiegt das ein bisschen. Meiner Meinung gibt es nur zwei coole Charaktere und das ist Jamal und seine Mutter. Selbst manche die erst ganz ok erscheinen stellen sich dann als doof heraus (am schlimmsten ist meiner Meinung nach der Vater und Andre).
Die Sache mit der Sprache und dem Style und so finde ich ok (ich denke das könnte in so Kreisen recht normal sein) aber die Tatsache, dass die „weißen“ so derbe schlecht gemacht werden finde ich blöd… (dazu könnte ich einen ganzen Post verfassen… :D)
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Da stimme ich dir voll zu! Ich finde viele Charaktere auch eher stereotyp und leider wirkt sich das auch auf den Plot negativ aus…
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